Sturzprophylaxe: Tipps um Stürze im Alter zu vermeiden
Was ist Sturzprophylaxe im Alter?
Sturzprophylaxe, auch Sturzprävention genannt, bedeutet dass man verschiedene Maßnahmen und Hilfsmittel ergreift, um Stürze im Alter zu verhindern bzw. zu vermeiden. Dabei kann es sich um Aktivitäten handeln die den eigenen Körper wieder fitter machen, aber auch um Maßnahmen die das eigene Wohnumfeld sicherer machen.
Warum ist Sturzprophylaxe wichtig?
Stürze bedeuten nie etwas Gutes. Sie sind fast immer mit Schmerzen und Verletzungen verbunden. Besonders im Alter können Stürze schwerwiegende Folgen auf den Körper und die Psyche haben. Daher ist die Sturzprophylaxe im Alter nicht nur wichtig sondern in vielen Fällen essentiell um gesund älter zu werden.
Wie häufig passieren Stürze im Alter?
Knapp ein Drittel der Menschen über 65 und knapp jeder zweite über 80 stürzt mindestens einmal im Jahr (Deutsches Ärzteblatt, 2005). Bei Senioren über 70 Jahren machen Stürze sogar über die Hälfte der Unfälle aus (RKI, 2016).
Was sind die Ursachen von Stürzen?
Man kann die Ursachen von Stürzen im Alter generell in zwei Kategorien aufteilen. Auf der einen Seite lassen die eigenen körperlichen Fähigkeiten mit dem Alter nach, wodurch Stürze schneller passieren können, aber auch schlechter abgefangen werden können. Auf der anderen Seite können Risikofaktoren im eigenen Wohnumfeld vorhanden sein, die die körperlichen Einschränkungen weiter begünstigen, sodass ein Sturz schneller oder mit höherer Wahrscheinlichkeit passieren kann.
Körperliche Einschränkungen
Zu den Ursachen körperlicher Einschränkungen im Alter gehören, dass die Muskeln schwächer werden, die Knochen abbauen und die Gelenke steifer werden. Dadurch ermüdet man im Alter nicht nur schneller sondern hat auch langsamere und schlechtere Reaktionsfähigkeiten. Aber auch die Sehkraft lässt mit dem Alter oft nach, wodurch Stolperfallen schnell übersehen werden können.
Hinzu kommt, dass man das Gleichgewicht möglicherweise nicht mehr so gut halten kann wie vorher. Das kann entweder von Natur aus kommen, kann aber auch mit Medikamenten zu tun haben. Aus diesem Grund lohnt es sich mit dem eigenen Hausarzt zu besprechen, ob die Medikamente richtig eingestellt sind oder ob sich gegebenenfalls ein anderes Medikament besser eignet.
All diese Faktoren können auch dazu führen, dass man sich weniger bewegt, da jegliche Form der Bewegung mit mehr Mühe verbunden ist oder man Angst hat dabei zu stürzen. Bewegungsmangel hingegen verschlimmert die körperlichen Einschränkung jedoch nur noch mehr und kann daher auch schnell einen Teufelskreis bilden.
Risikofaktoren im Umfeld
Die körperlichen Einschränkungen können auch dazu führen, dass vormals unbedenkliche Gegebenheiten im Wohnumfeld zu Sturzrisikofaktoren werden. Die Treppe stellt einen der größten Risikofaktoren dar, denn um diese zu überwinden braucht es einen guten Gleichgewichtssinn, Koordination und relativ viel Muskelkraft in den Beinen. Alles Dinge, die mit dem Alter leider nachlassen. Ganz zu schweigen von Treppen, die sehr steil sind oder lockere Stufen oder Geländer haben.
Außerdem kann ein rutschiger oder unebener Boden Stürze begünstigen. Beispielsweise wenn man einen Teppich hat, der leicht wegrutscht oder einen glatten oder nassen Boden hat.
Generell bieten alle Gegenstände, die Laufwege versperren, schlecht sichtbar sind und in denen man sich schnell verheddern kann große Stolperfallen. Dazu gehören beispielsweise lose Kabel, schlechte Beleuchtung aber auch Haustiere.
Darüber hinaus kann die eigene Kleidung zum Risikofaktor werden. Schuhe die lose sind, nicht gut sitzen oder keinen guten Halt bieten, machen Stürze im Alter wahrscheinlicher. Aber auch Kleidung die zu lang oder weit ist kann sich verheddern oder dazu führen, dass man aus Versehen darauf tritt oder darüber stolpert und stürzt.
Was sind die Folgen von Stürzen im Alter?
Stürze in jungen Jahren ziehen oft keine schwerwiegenden Folgen mit sich, sondern bedeuten in vielen Fällen lediglich blaue Flecken, Schürfwunden oder Verstauchungen. Das liegt daran, dass jüngere Menschen Stürze besser abfangen können. Je älter man wird, desto größer wird das Risiko, sich bei einem Sturz folgenschwere Verletzungen zu zuziehen. So führen Stürze im Alter häufig zu Knochenbrüchen und Krankenhausaufenthalten (RKI, 2016).
Bei Senioren ist das Verletzungsrisiko besonders bei Stürzen auf der Treppe erhöht, da man hier nicht nur tief und weit fallen kann, sondern auch schnell auf scharfen Kanten landet.
Stürze haben für Senioren aber auch zur Folge, dass ein erneuter Sturz wahrscheinlicher wird. Diese Tatsache kann wiederum auch psychologische Folgen haben. So fangen Senioren aus Angst vor einem erneuten Sturz, möglicherweise an Bewegung zu meiden. Doch das ist natürlich genau der falsche Ansatz.
Wie kann man Stürze im Alter vermeiden?
Wir kennen nun also die Ursachen, Häufigkeit, Risikofaktoren und Folgen von Stürzen im Alter. Doch wie lassen sich diese Stürze vermeiden? Es gibt eine Anzahl Maßnahmen und Hilfsmittel, die helfen, das Sturzrisiko und die Unfallgefahr zu verringern.
Maßnahmen und Hilfsmittel, um Stürze zu vermeiden
Auf der Seite der Maßnahmen stehen vor allem das Training der Muskeln und des Gleichgewichts. Dazu gibt es verschiedene Übungen, die genau die Bereiche trainieren, die helfen, dass man sicherer auf den Beinen ist und Stürze besser abfangen kann. Beispielsweise bietet der Deutsche Turner-Bund viele Übungen zur Sturzprophylaxe an.
Daneben sollte man das eigene Sehvermögen regelmäßig testen lassen und die Sehstärke der Brille oder der Kontaktlinsen entsprechend anpassen lassen.
Auch die tägliche Entscheidung vor dem Kleiderschrank spielt eine wichtige Rolle dabei Stürze zu vermeiden. Am besten wählt man festes Schuhwerk mit einem guten Halt am Fuß und einer rutschfesten Sohle. Besonders bei der Wahl der Hausschuhe sollten diese Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Bei den Klamotten sollte man darauf achten, dass man auf diese nicht leicht drauftreten kann und dass sich diese auch nicht leicht irgendwo verheddern kann.
Neben den Maßnahmen zu der eigenen Person ist es wichtig, auch Maßnahmen im eigenen Haus zu nehmen. Denn knapp die Hälfte aller Stürze der über 70-jährigen finden zu Hause statt. Gerade dort kann man Risikofaktoren mit Maßnahmen und Hilfsmitteln eigentlich sehr gut entgegen wirken.
Zum einen sollte darauf geachtet werden, dass die Laufwege in der Wohnung frei bleiben, dass lose Teppiche rutschfest gemacht oder weggenommen werden und dass herumliegende Kabel festgemacht oder in Kabelkanälen gebunden werden. Zum anderen ist gute Beleuchtung extrem wichtig, um Sturzfallen rechtzeitig und gut sehen zu können. Dabei sollte das Licht nicht zu dunkel sein, aber auch nicht so hell sein, dass es blendet.
Hilfsmittel um Stürze zu Hause zu vermeiden
Neben den vielen kleinen Maßnahmen gibt es auch technische Hilfsmittel, die helfen können, Stürze zu vermeiden. Beispielsweise hilft eine Gehhilfe wie ein Gehstock oder Rollator dabei, dass man sicherer auf den Beinen ist.
Die meisten Sturzunfälle ereignen sich im Badezimmer, da es hier eine Anzahl an Risikofaktoren für einen Sturz gibt. Jedoch gibt es auch mindestens genauso viele Lösungen, um das Badezimmer altersgerecht zu gestalten. Beispielsweise lässt sich eine Badewanne schnell mit einer altersgerechten begehbaren Dusche oder Badewanne mit Tür ersetzen. Diese Lösungen verfügen dann beide über einen rutschfesten Boden, Handgriffe und einen niedrigen Einstieg. Außerdem lohnt es sich auch über die Anschaffung eines Duschstuhls oder -hockers nachzudenken, um das Badezimmer sicherer zu gestalten.
Und da gerade die Treppe eine erhöhte Verletzungsgefahr birgt, sollte hier über die Anschaffung eines Treppenlifts nachgedacht. Denn nur so kann das Sturzrisiko auf der Treppe komplett eliminiert werden.
Zuletzt macht es auch Sinn sich Gedanken über einen Notrufknopf zu machen. Dieser kann zwar nicht direkt dazu beitragen, dass Stürze vermieden werden, aber er kann einem mehr mentalen Frieden und Sicherheit geben und im tatsächlichen Falle eines Sturzes schlimmeres verhindern.
Stürze im Alter vermeiden
Leider werden Stürze ab einem höheren Alter immer wahrscheinlicher. Doch das heißt nicht, dass man sich im Bett verkriechen muss und jegliche Bewegung vermeiden sollte. Stattdessen lohnt es sich proaktiv zu werden und Maßnahmen zu ergreifen, die dabei helfen Stürze zu vermeiden. So kann man sich selbst wieder fitter machen, das Badezimmer sicherer gestalten oder über einen Treppenlift nachdenken.